Reise nach Tunesien - Wie entsteht unser Kaktusfeigenkernöl?
In Zeiten der Digitalisierung fühlt man sich sicherer und besser, wenn man weiß, wo ein Rohstoff herkommt, und wie er angebaut wird. Schließlich gibt es im anonymen Internet unzählige Angebote, über die man nicht viel weiß. Gerade wir als Unternehmen aus der Naturkosmetik-Branche möchten prüfen, wie es auf den Plantagen vor Ort aussieht und wie aus den landwirtschaftlichen Rohstoffen das Produkt wird, das wir unseren Kunden anbieten. Deswegen sind wir nach Tunesien gereist, um uns zeigen zu lassen, wie unser Kaktusfeigenkernöl entsteht.
Unsere Ankunft in Tunesien
Unser Ziel war eine Kaktusfeigen-Plantage in Zelfane. Wir flogen in der Schweiz ab und landeten ein paar Stunden später in Tunis, der Hauptstadt Tunesiens. Da es schon spät war, mussten wir einen Zwischenstopp einlegen und fuhren mit dem Taxi ins Hotel, wo wir übernachteten. Nach dem Frühstück trafen wir uns um 7 Uhr mit dem Besitzer der Kaktusfeigen-Plantage, Mohamed Rachdi Bannani, der auch Inhaber der Firma Nopal Tunisie ist.
Er begrüßte uns freundlich und machte sich mit uns auf die Reise nach Kasserine. Der Ort liegt etwa drei bis vier Autostunden entfernt. Wie schnell man vorankommt, liegt natürlich am Verkehr. Die Landschaft in Tunesien erscheint unendlich weit und wir hatten das Gefühl, dass uns die Kaktusfeigen von Beginn an begleiteten. Kakteen wechselten sich mit Olivenbäumen und Agaven ab und bildeten so die typische Landschaft der Region. An vielen Orten wurden die Kaktussträucher so gesetzt, dass sie einen natürlichen Zaun bildeten, eine Art Viehgatter für die Tierhaltung. Die Kaktusfeigen entlang der Straße eignen sich allerdings nicht für die Ölpressung, wegen den Abgasen der Autos und der fehlenden Biodiversität.
Wir begegneten Hirten, die mit ihren Hunden und Schafen unterwegs waren. Ein schöner Anblick, der uns an die Ursprünge des Menschen im Einklang mit der Natur erinnerte. Wir sprachen auf dieser Autofahrt durch die Natur über heimische Pflanzen, den Bio-Anbau, Rohstoffe und auch über die politische Lage in Tunesien. Bald kamen wir in Kasserine an und wollten direkt weiter, um die Plantage zu besichtigen. Wir waren sehr gespannt. Unser Weg führte uns am Bergmassiv Chambi vorbei, das mit 1544 Metern im höchsten Punkt Tunesiens gipfelt. Dann erreichten wir Zelfane.
Eine traumhafte Kaktusfeigen-Plantage
Uns erwartete ein Meer aus Kakteen. Die Reihen erstreckten sich, soweit das Auge reichte auf einem Areal von 420 Hektar Land. Ein Traum! Uns fiel sofort die frische Luft auf, die uns umgab und die unbeschreiblich gut duftete und unseren Sinnen schmeichelte. Besonders schön waren auch die unzähligen Blumen, die zwischen den Kakteen wuchsen. Sie hatten Köpfe wie Kamille-Blüten und trugen sicher ebenfalls zum Aroma in der Luft bei. Da auf dem Ackerland weder Pestizide noch sonstige Gifte verwendet werden, konnten sie ungestört wachsen.
Kaktusfeigen konnten wir zu diesem Zeitpunkt leider nicht an den Pflanzen sehen, denn es war April. Die letzte Ernte hatte im November stattgefunden. Kaktusfeigen reifen ab Juli. Unser Besuch lag also genau dazwischen. Trotzdem wollten wir unbedingt eine Feige fotografieren und suchten alles ab. Wir hatten Glück, wie auf dem Bild zu sehen ist. Außerdem lernten wir, dass es Kakteen mit und ohne Stacheln gibt. Die Sorte ohne Stacheln trägt Früchte, die andere Sorte wird zu Pulver und Mehl verarbeitet. Kakteen haben eine Lebenserwartung von etwa 25 Jahren und tragen zum ersten Mal nach drei Jahren Früchte.
Überraschende Entdeckung
Mohamed Rachdi Bannani führte uns weiter herum und zeigte uns andere junge Pflanzen. Sie waren etwa ein Jahr alt, aber wir hatten keine Ahnung, was dort wuchs. Herr Bannani lüftete das Geheimnis und verriet uns, dass es sich um frisch gesetzte Granatapfelbäume handelte. Wunderbar! Wir dachten sofort an unsere Kunden, denn wir gehen davon aus, dass das Granatapfelöl dieser Plantage genauso hochwertig ist wie das Kaktusfeigenkernöl. Wir werden es ausprobieren!
Man sah Mohamed Rachdi Bannani den Stolz förmlich an, als er erzählte, dass sein Vater ihm das Feld vererbt habe. Damals habe man nur Kaktusfeigen zum Verzehr verkauft. Er bildete sich weiter und fand eigene Wege, um das Ackerland noch besser zu nutzen. Heute werden alle Teile der Pflanzen verwertet. Neben dem Kaktusfeigenkernöl entstehen Produkte wie Kaktusfeigenmehl, Nopal Pulver, Kaktus-Saft und Kaktusfeigen-Essig. Sehr gesund und sehr lecker! Für dieses Jahr ist ein Honig aus Kaktusblüten in Planung. Auch darauf sind wir sehr gespannt.
Bild: Tunesien 2019 (Kasserine) Links: Jadran Ruckstuhl, Inhaber Bea Nature Naturkosmetik, Mitte: Herr Mohamed Rachdi Bannani, Inhaber & Produzent der Kaktusfeigen-Plantage, Rechts: Peter Ruckstuhl, Mein Schwiegervater, Fotograf, Imker & Mentor.
Verarbeitung zu Kaktusfeigenkernöl
Die Plantage hatten wir gesehen und viel gelernt. Nun wollten wir noch wissen, wie das Kaktusfeigenkernöl hergestellt wird. Dafür fuhren wir zurück nach Kasserine in die Firma Nopal Tunisie, die ebenfalls Mohmaed Rachdi Bannani gehört.
Nachdem wir uns aus hygienischen Gründen Kittel und Kopfhaube angezogen hatten, durften wir den heiligsten Ort überhaupt betreten: die Produktionshallen, in denen die Kaktusfeigenkerne zu Öl gepresst werden. Es war wundervoll anzusehen, wie das Öl entsteht.
Die Maschine presst die Kerne mit unglaublicher Kraft und ganz ohne Hitze zusammen. Tropfen für Tropfen füllt sich der Auffangbehälter mit wertvollem Öl. Ein langsamer und schonender Prozess. Wir konnten nicht wiederstehen und mussten uns unbedingt ein wenig des Öls abfüllen lassen.
Info: Aus einer Tonne Kaktusfeigen gewinnt man etwa 25 Kilogramm Kerne. Aus diesen Kernen entsteht schlussendlich ein Liter Kaktusfeigenkernöl. Das macht deutlich, warum dieses Öl zu den wertvollsten der Welt gehört.
Bild: Jadran Ruckstuhl, Hintergrund Öl-Presse
Auf unserem Bild kann man die Säcke erkennen. Ein Sack beinhaltet Kerne für einen Liter Öl. Die Kerne werden übrigens erst auf Bestellung gepresst, um die Frische des Öls zu garantieren. Die Kerne selbst kann man einige Zeit lagern.
Auf unserem Rundgang wurde uns deutlich, wie komplex der Verarbeitungsprozess ist und auf was man alles achten muss. Wir sahen unter anderem große Anlagen, in denen die Kerne getrocknet werden und einen Kälteraum, den man auf bis zu – 40 °C runterkühlen kann. In einem anderen Teil des Gebäudes waren Frauen damit beschäftigt, Kaktuspflanzen für die Weiterverarbeitung zu Nopal Pulver vorzubereiten.
Unser Fazit
Unser Rundgang endete im Büro von Mohamed Rachdi Bannani. Hier besprachen wir den Tag und unsere Eindrücke bei einem Glas Granatapfelsaft - pur, fruchtig und leicht süßlich. Auch ein Glas gesunder Kaktusfeigensaft durfte nicht fehlen.
Wir kamen zu dem Schluss, dass wir hier in Tunesien einen sehr guten Partner gefunden haben, der uns Produkte in hoher Qualität liefert. Und wir waren nicht nur von den Rohstoffen begeistert. Mohamed Rachdi Bannani konnte mit seinen Produkten und menschlich überzeugen.
Auf der Heimreise hatten wir viele Kaktusfeigen-Schätze im Gepäck. Und auch das Wissen über die Herstellung und Verarbeitung der Rohstoffe nahmen wir mit nach Hause. Unser Dank geht an Mohamed Rachdi Bannani, CEO und Besitzer und FAHD (neuer Marketing Chef).